Frauen, eine ganz besondere Spezies

Die Abschlussfeier des Fachbereichs Betriebswirtschaft der HTW wurde heute mit einem schönen Rahmenprogramm in der IHK begangen. Neben den Absolventen, waren zahlreiche Professoren der HTW, der Partneruniversität in Enschede, IHK Mitglieder und Firmenvertretet zur Verleihung des Abschlusses gekommen. Die musikalische Umrahmung wurde von 2 Professoren vorgenommen, die mehrere Stücke auf E-Gitarre und Klarinette darbrachten. Der Festvortrag gehalten von einer saarländischen Unternehmerin trug den Titel: „Sicherheit im Wandel – Schlüsselfaktoren für den beruflichen Erfolg“. Bis hierhin alles normal und „handelsüblich“. Nachdem die Studenten ihre Abschlussurkunden (Diplom, Bachelor und Master) in Empfang genommen hatten, schritt Prof. Firlus, der Vorsitzende des Fachbereichs BW zur Ehrung der besten Studenten.


6 Büchergutscheine wurden als Auszeichnung vergeben und jetzt dürfen meine geneigten Leser mal raten wie hoch die Frauenquote war. Ich geb einen kleinen Tipp, sie war hoch. Eine Dame nach der anderen wurde aufgerufen und als dann 6 jungen Damen vor dem Publikum standen, war klar, dass der Studiengang BW ganz dringend eine Männerquote braucht. Was mich aber dazu bewogen hat, darüber zu schreiben war  die Haltung mit der die jungen Absolventinnen ihre Auszeichnung entgegennahmen. Die erste wollte sich erst gar nicht melden, es war ihr sichtlich mehr als unangenehm, durch eine so gute Leistung aufgefallen zu sein. Der Körper sprach Bände: „Mauseloch tu dich auf und verschluck mich“. Auch von den nachfolgenden 5 Kandidatinnen kam keine mit stolz geschwelltem Brustkorb oder zumindest aufrechten Ganges nach vorne. Ich hätte gerne zum Vergleich einen der jungen Männer gesehen. Ob die sich auch so verhalten hätten? Ich wage es ganz stark zu bezweifeln.

Für mich war es ein recht gutes Beispiel für die These die ich bei dem Vortag im Rahmen der Initative „Weiter durch Bildung“ postuliert habe: „Frauen im Beruf, Schlüsselkompetenzen für Selbstbehauptung und Karriere“ aufgestellt habe. Frauen neigen dazu, die Fähigkeiten und Talente die sie haben, unter den Tisch zu kehren, nach dem Motto: „Das können doch viele“ oder „das ist doch gar nichts besonderes“. Aufgewachsen mit dem Poesiespruch: „Blüh wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein, nicht wie die stolze Rose, die ewig bewundert will sein“. Diesen haben wir Frauen, viel zu oft, tief verinnerlicht und so wie es den Anschein hat, wirkt er bis in die heutige Generation. Und da wundern wir uns noch, wenn die Spitzenpositionen in der Wirtschaft zu 97% mit Männern besetzt sind. Wie soll denn jemand auf die Idee kommen, dass die Veilchen im Moose, sehr wohl das Zeug zu Führungspersönlichkeit hätten und über jede Menge Fähigkeiten verfügen, wenn sie zu schüchtern sind es mitzuteilen. An dieser Stelle verweise ich gerne auf das Blog von Jochen Mai, Autor des Buches: „Die Karrierebibel“ und im Hauptberuf Wirtschaftsjournalist. Unter der Überschrift: „Wie Sie Ihren Arbeitsplatz sicherer machen“ heißt es da:

1. Leisten. Sorgen Sie dafür, dass Sie ein Projekt übernehmen, das den langfristigen Zielen des Unternehmens dient oder für den Umsatz von großer Bedeutung ist. Übernehmen Sie Extraaufgaben oder werden Sie Mentor für jüngere Kollegen und Jobeinsteiger.
2. Schweigen. Halten Sie sich mit Tratsch und Klatsch zurück. Erstens, weil der Flurfunk die negative Stimmung nur weiter anheizt; zweitens, weil Dreckschleudern nie wirklich beliebt sind; drittens, weil das gegebenenfalls einen veritablen Kündigungsgrund liefern kann.
3. Auffallen. Die meisten versuchen, sich in einer Krise abzutauchen, um nicht negativ aufzufallen. Ein Trugschluss. Nutzen Sie die Gelegenheit, und fallen Sie positiv auf! Arbeiten Sie gezielt an Ihrem Image als Leistungsträger. Die stehen sogar über der Sozialauswahl bei Entlassungswellen.

Genau auf diesen Punkt 3 möchte ich meine jungen und älteren Geschlechtsgenossinnen gerne hinweisen. Auffallen müssen wir. Durch Leistung. Leistung ist ja kein Fremdwort, aber mit dem Auffallen, da hapert es doch noch ein bisschen. Also nutzen wir unsere Schlüssel nicht um unser Wissen und Können wegzusperren, um nur ja nicht aufzufallen. Nein tun wir es unseren männlichen Kollegen nach und sperren jede noch so kleine Tür, hinter der sich eine Fähigkeit befindet, auf und laden unsere Vorgesetzten und Kollegen zur Besichtigung ein. Und danach machen wir eine Inventur. Listen wir alle unsere Fähigkeiten auf und erstellen unser ureigenstes Portfolio. Diesen Tipp habe ich dem Blog: Wissensagentur von Alexandra Graßler entnommen. Es lohnt sich (nicht nur für Frauen) Zeit zu investieren und in den beiden genannten Blogs Zeit zu investieren. Es ist schon unglaublich, wie viel Wissen man in Zeiten von Web 2.0 kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich plädiere nicht dafür, dass Frauen einfach nur schlechte Kopien von Männern werden und wie Männer agieren. Die besonderen Eigenschaften beider Geschlechter bereichern mit Sicherheit jede Hierarchie-Stufe eines Unternehmens. Aber ein gutes Beispiel sollte Frau sich doch ab und zu nehmen. Das Wirtschaftsleben sagt nicht 3 mal Bitte Bitte. Also Mädels: Holt Eure Lichter unter dem Scheffel hervor und tragt Eure Fähigkeiten mit Stolz zur Schau!

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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Bravo kann ich da nur sagen! Und im gleichen Atemzug ein herzliches Dankeschön für die Leseempfehlung meines Blogs. Mir liegt das Thema, das Sie beschreiben, auch schon immer sehr am Herzen. Und in jedem Seminar, Workshop, Vortrag in dem es irgendwie möglich ist, ermutige ich Frauen, zu zeigen was Sie können.

    Wie Sie schon angemerkt haben, ist es oft die Erziehung die uns dabei im Weg steht. Und das Gefühl ungeliebt zu sein, wenn wir uns aufrichten. Doch es zeigt letztendlich nur, was frau über sich selbst denkt.

    Die eigenen Stärken nicht als Makel sondern als Freude zu empfinden, ist das Ziel, das jede von uns sich stecken sollte. Denn wer gut über sich selbst denkt, inspiriert andere und kann begeistern. Und was daraus alles Gutes entstehen kann, ist wohl jedem klar.

    Wir starten hier in Niederbayern gerade mit Workshops für Frauen, die sich genau mit diesen Themen beschäftigen. Wie erstelle ich ein Wissensportfolio, wie kann ich meine erledigten Projekte in Werte umrechnen, wie führe ich ein erfolgreiches Gehaltsgespräch usw.

    Bin schon gespannt auf die Reaktionen 🙂 Denn Frauen haben wunderbare Talente und jede von uns hat etwas zu geben das einzigartig ist. Und es ist in Ordnung darüber zu sprechen, es zu zeigen und selbst Freude daran zu haben.

    Herzliche Grüße,
    Alexandra Graßler

  2. Ich darf mich hiermit als Gast der von der Autorin beschrieben Abschlusszeremonie der HTW outen – deren Rede wirklich „to the point“ war – und möchte zunächst die fehlende Information bzgl. der Frauenquote bei den sechs Besten des Jahrganges beisteuern; man ahnt es, sie lag bei 100%. Mein Zwischenruf, ob es für die männlichen Studenten noch Trostpreise gibt, ist entweder ungehört verhallt oder – was wahrscheinlicher ist – wurde geflissentlich ignoriert. Dennoch möchte ich der Bloggerin widersprechen: ich bezweifle, dass die werten jungen Herren, so sie denn gut genug gewesen wären, vorn zu stehen, eine bessere Figur gemacht hätten. Nach meiner Erfahrung – und ich hatte einige lärmende Prachtexemplare des Typus ‚Testosteronbolzen‘ in den Sitzreihen hinter mir – verhält sich deren Lautstärke und Selbstbewusstsein oft umgekehrt proportional zur Entfernung von natürlichen Bedrohungen wie Mikrofon, Podium oder sonstigem Rampenlicht. Aber gerade dies sollte jungen Frauen als Chance genutzt werden – auffallen (s.o.)! Gut sein UND darüber reden (und reden lassen)! Zum Abschluss möchte ich nicht verschweigen, dass auch in meinen Vorlesungen, die ich als frei- bzw. nebenberuflicher Dozent an der HTW halte, bisher noch nie ein männlicher Student als Kursbester abgeschlossen hat – in einer sogenannten „Männerdomäne“ namens e-Business. Aber ich bin ja noch jung mit meinen 40 Lenzen…..

    – Go, girls! 😉

    K. Otte
    (glücklichst mit einer absoluten Powerfrau verheiratet – die Suche jedoch dauerte Jahre…)

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