Into the Woods – märchenhaft ist anders

 

Wald Winter

Gestern war ich mit einer Freundin im Kino. Und es war ein wirklich schöner Abend. Wir waren essen, haben uns gut unterhalten. Nur leider nicht mit dem Film, den wir uns ausgesucht hatten, der war eher so aus der Kategorie:  „hätte ich mir echt sparen können“.

Es gibt Kinofilme bei denen habe ich keine große Erwartungshaltung und lasse mich gern überraschen und andere, bei denen die Erwartungshaltung wirklich hoch ist. Weil ich das Buch vorher gelesen und bestimmte Vorstellungen habe, oder weil ich die Schauspieler so großartig finde.

„Into the woods“ gehört zur zweiten Kategorie. Sehr große Erwartungshaltung:  Meryl Streep und Johnny Depp, ein Film aus der Perfektionistenschmiede von Disney, alte Märchen neu kombiniert und auf humorvolle Art erzählt…. Das konnte ja nur großartig werden. Meine Erwartungshaltung war demgemäß riesig…. dementsprechend war die Fallhöhe.
Der Film war nicht nur mittelprächtig, sondern für mich richtig enttäuschend.

Und nach diesem Trailer hatte ich das wirklich nicht erwartet:

 

Erstmal zu den positiven Punkten:

1. Hervorragende Schauspieler
2. Tolle Stimmen
3. Die besten Kostüme, die ich seit langem gesehen habe. (könnte ich bitte den Rotkäppchen Mantel und die Schuhe haben, und ja, auch das Kleid der (schönen) Hexe.)
4. Großartige Szenerie

Und nein, leider reicht das nicht.

Aber der Reihe nach.

Achtung: Spoileralarm, wenn ihr noch in den Film gehen wollt, lest spätestens ab Punkt 3 nicht weiter.

1. Englische Texte und keine Untertitel? Ernsthaft?

Mir war nicht bekannt, dass „Into the Woods“ eine Musicalverfilmung ist. Und der Trailer ließ das auch nicht vermuten. Keine einzige gesungene Silbe. Gut, das alleine wäre nicht schlimm: ich mag Musicals, die Stimmen der Schauspieler waren richtig gut, die Melodien eingängig und die Texte…., genau: die Texte. Klar, dass man die Lieder nicht alle neu einsingen kann. Kein Ding. Aber 1. sprechen nicht alle Kinobesucher englisch und 2. selbst wenn man englisch spricht, muss man nicht alles verstehen. Ich spreche leidlich gut englisch, komme im Land problemlos zurecht, aber da singen sie ja auch so selten.
Im Film wird gefühlt die Hälfte der Zeit gesungen und von dem Gesungenen habe ich die meiste Zeit fast alles verstanden, manchmal aber auch gar nichts. Gerade im Show off von Meryl Streep kaum ein einziges Wort. Aber macht ja auch nichts, was sind schon Worte? Schall und Rauch.

2. Gebrüder Grimm auf Lachgas

Der Film ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten würfelt man ohne innere Logik 4 Märchen  zusammen, um eine abstruse Geschichte zu erzählen. Leider hat der Regisseur auch keine eindeutige Entscheidung getroffen, ob er mit einem Augenzwinkern erzählen will, Humor mit der Brechstange servieren oder seine Protagonisten der absoluten Lächerlichkeit preisgeben möchte (die sich ansingenden und die Hemden zerreißenden Prinzen).
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Wie schreibt  Chris Nashawaty für Entertainment Weekly „… die größten Hits der Gebrüder Grimm auf Lachgas  ….“ Das trifft die Sachlage genau, aber leider nicht meinen Geschmack. Wäre ich alleine im Kino gewesen, ich wäre während des 1. Teils schon gegangen, aber der Film hatte tatsächlich noch enormes Steigerungspotential, denn der 2. Teil war noch viel grausamer. Da fehlte dann das Lachgas, dafür ähnelte es eher einem schlechten Trip….

3. Happy Ends sind überbewertet

Teil 1 endete mit dem üblichen Happy End, und für mich hätte der Film da auch sehr gerne enden dürfen, aber nein, es musste ja noch ein sich ewig ziehendes Show down geben, in das krampfhaft alle großem Fragen gepackt werden mussten, die nach:  Gut und Böse, Schuld und Unschuld, Treue und Verrat und schließlich, darf man ein unschuldiges Wesen ausliefern um alle anderen zu retten?

An einigen Stellen entwickelte sich die Story erwartungsgemäß – die böse Hexe stirbt (immerhin hatte sie im ersten Teil noch ihr persönliches Happy End, das sie sich allerdings teuer erkauft hat) und dann wurde nochmal kräftig hingelangt, denn jede der Hauptfiguren verliert die wichtigste Bezugsperson, gerne auch durch Tod:

– Aschenputtel den Prinz (ok um den war es wirklich nicht schade)
– der Bäcker seine Frau und die Mutter seines Kindes (wir erinnern uns, nur wegen seiner Existenz wird dieses absurde Märcheneinerlei angerührt)  aber hey, was soll’s, Mütter sterben in guten Märchen nun mal
– Rotkäppchen verliert Mutter und Großmutter
– und Hans seine Mutter  (ok Mutter im Märchen ist eine echt undankbare Rolle)

Vielleicht sollte sich der Regisseur mal auf die Couch legen, 4 tote Mütter in einem Märchen. Hmmmm, das gibt zu denken.

Und dann das Finale. Alle sitzen in einem dunklen Wald: zwei Vollwaisen, eine Halbwaise, ein Witwer und eine verlassene Prinzessin. Ein Happy End nach dem Motto: „And they all lived happily ever after“ sieht für mich anders aus.  Im Kinosaal war die Enttäuschung: „wie, das war das Ende?“ fast mit Händen zu greifen.

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Aber ich will nicht undankbar sein. Immerhin habe ich wirklich 2 Mal gelacht (und nein die Stelle mit den Prinzen am Wasserfall war es nicht, da hab ich nur fassungslos den Kopf geschüttelt). Meryl Streep war hervorragend und die Schauspielleistung von Rotkäppchen und ihre Stimme haben mich echt beeindruckt. Aber auf DVD hätte mir das Ganze wirklich gereicht.

Und nun würde es mich brennend interessieren: habt ihr den Film auch gesehen? Könnt ihr nachvollziehen was ich schreibe oder seid ihr vielleicht ganz anderer Meinung? Erzählt es mir doch bitte in den Kommentaren.

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