Rezension: Drei Liter Tod

Drei Liter Tod: spannender Titel, könnte ein Krimi sein. Aber nein ein Krimi ist das Buch von Juliane Uhl nicht, das Sachbuch, als das es daherkommt, aber auch nicht. Amazon ordnet es ein unter: Biografien und Erinnerungen. Und das passt schon eher.

Der Untertitel: „Mein Leben im Krematorium“ in Verbindung mit dem Bild einer Urne ,der das schlichte (asch) graue Cover schmückt, ist sehr passend gewählt.

Hier die Beschreibung der Autorin

Das Buch beginnt recht sachlich, setzt sich mit Fragen auseinander wann ein Mensch wirklich tot ist. Beleuchtet den sozialen, physischen, psychischen, biologischen und juristischen Tod.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach eigenen Worten geht es der Autorin um nichts weniger, als „ein Plädoyer dafür, unsere Toten wahrzunehmen und anständig zu verabschieden“ und dies will sie in ihrem Buch dadurch erreichen, dass sie „skurrile und vielleicht auch erschreckende Details, oberflächliche Beobachtungen und tief greifende Fragen“ erörtert und beschreibt. Und indem sie den Tod auch gerne mal „auf die leichte Schulter nimmt“ und uns bittet: „gönnen Sie es mir. Gönnen Sie es sich selbst“.

Und da zeigt sich auch schon das Problem, das sich durch das ganze Buch zieht. Auf der einen Seite der Anspruch, die Dinge beim Namen zu nennen und zu beschreiben, und auf der anderen Seite ein flapsiger Ton und ein Voyeurismus, der für mich stellenweise schwer zu ertragen war.

Zuerst zum Positiven. Die Autorin hat sich mit dem Thema Tod und Sterben wirklich auseinandergesetzt. Sie hat ein Praktikum im Hospiz gemacht, war beim Bestatter, in der Rechtsmedizin und hat, wie im Titel schon erwähnt, im Krematorium gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Am Ende des Buches lässt sie uns sogar an ihren Gedanken teilhaben, wie sie die Beerdigung ihrer Großmutter dereinst gestalten will.

Sie beleuchtet in ihrem Buch die Aspekte Sterbehilfe und Körperspenden und beschreibt verschiedene Bestattungsmöglichkeiten. Setzt sich mit dem Thema: Tod und Geld, Tod und Kinder und Tod und Gesellschaft auseinander.

Soweit der sachliche und auch feinfühlige Teil des Buches. Leider wird dieser aber immer wieder von einer teilweise sehr drastischen Detailverliebtheit und einem gewollten Cool sein unterbrochen: „hast du gerade einen Toten“ lautet die Frage an den Bestatter. Ihre ständigen Bezüge zu Horrorfilmen (gefühlt auf jeder 10. Seite), ihre Schilderung von Albträumen, all das trägt nicht dazu bei, dass ich das am Anfang des Buches definierte Ziel der Autorin wirklich ernst nehme.

Klar muss man den Tod vielleicht nicht todernst nehmen, aber so flapsig wie Juliane Uhl mit dem Tod und den Toten sprachlich umgeht, das muss auch nicht sein. Eine Situation im Autopsieraum wird dann mit einem Klassenausflug nach Buchenwald verglichen – „in beiden Situationen will man sich nicht die Blöße des Schockiertseins geben.“

Und mit unerträglichen Ausführungen geht es dann weiter – etwa wenn die Gerüche in der Rechtsmedizin die Vorstellung der gut sortierten Theke eines Metzgers hervorruft.

Ich finde, man braucht gute Nerven und ganz wenig Vorstellungskraft um dieses Buch zu lesen.

Ich wäre froh, ich hätte es mir geschenkt, aber da ich es mir als Rezensionsexemplar bestellt hatte, habe ich es auch zu Ende gelesen.

Drei Liter Tod ist im Kösel Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 17,99 €. Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

 

 

 

 

 

 

 

 

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