Das 16. Türchen: Das rosa Tütchen

 

Bild: Claudia Schramm

Ist die folgende Geschichte nicht wunderschön? Der Verfasser ist unbekannt, gefunden habe ich sie bei: Ina Mahe

Als ich eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken, was in meinem Leben schief läuft, setzte sich ein fröhliches, kleines Mädchen zu mir.

Sie sah mich an und fragte: „Warum bist du so traurig?“

„Ach“, sagte ich, „ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll.“

„Hm…“, meinte das Mädchen „wo hast Du denn dein rosa Tütchen? Zeig es mir mal. Ich möchte da mal hinein schauen.“

„Was für ein rosa Tütchen?“ fragte ich sie verwundert. „Ich habe nur ein schwarzes Tütchen!“ Wortlos reichte ich es ihr.

Vorsichtig öffnete sie es mit ihren zarten, kleinen Fingern und sah in mein schwarzes Tütchen hinein. Ich bemerkte wie sie erschrak.

„Aber…“ stammelte sie, „es ist ja voller Alpträume, voller Unglück und voll schlimmer Erlebnisse!“

„Ja, was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts ändern.“

„Hier, nimm!“ meinte das Mädchen und reichte mir ein rosa Tütchen. „Sieh hinein!“

Mit zitternden Händen öffnete ich das rosa Tütchen und konnte sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des Lebens. Und das, obwohl das Mädchen noch so jung war. Ich war erstaunt.

„Wo ist Dein schwarzes Tütchen?“ fragte ich neugierig.

„Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter darum.“ sagte sie. „Es ist mir viel wichtiger mein rosa Tütchen voll zu bekommen. Da stopfe ich so viel wie möglich hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder ich traurig bin, dann öffne ich mein rosa Tütchen und schaue hinein. Dann geht es mir sofort besser. Und wenn ich einmal alt bin und bald sterben werde, dann habe ich immer noch mein rosa Tütchen. Es wird voll sein bis oben und ich kann sagen: ja, ich hatte etwas vom Leben, mein Leben hatte einen Sinn!“

Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange und war verschwunden. Neben mir auf der Bank lang ein rosa Tütchen. Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer… bist auf einen kleinen, zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen Mädchen auf einer Parkbank erhalten hatte. Beim Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir wurde warm ums Herz. Glücklich machte ich mich auf den Heimweg und machte nur einmal kurz Halt – beim nächsten Mistkübel, um mich meines schwarzen Tütchens zu entledigen.

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9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Oh, wie schön!
    Nach getaner Arbeit ist es ein ganz liebevolles „Betthupferl“!

    Ich hab bis jetzt noch kein rosa Tütchen, dafür ein kleines Glücksbüchlein, schreib darin gerne Zitate oder klebe Bildchen ein. Ist vielleicht mit dem rosa Tütchen vergleichbar. Werde mir es künftig mal öfters wieder vornehmen, einen Glücksmoment darin festzuhalten.

    Dankeschön, Andrea Juchem, für das 16. Türchen mit dem Bild von Claudia 🙂

  2. @Kerstin das ist wirklich eine sehr schöne Idee.

    @all danke für das Feedback, diese Geschichte wartet schon seit Sommer auf ihre Veröffentlichung, aber ich dachte, sie passt so schön in den Advent.

  3. Das rosa Tütchen ist genial, aber zum Leben gehören auch die schwarzen. Auch die wollen Beachtung finden, denn an ihnen reifen wir.
    Wenn es uns nicht gut geht sollten wir in unser rosa Tütchen schauen.
    Die schwarzen gehören nicht in den Müll, denn sie gehören in unser Leben.

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