Gäbe es eine Top Ten der Sünden im Mailverkehr, diese würde meine persönliche Hitliste mit Sicherheit anführen: Offene Verteiler bei Massenmails.
In den grauen Anfängen des Internetz als das @-Zeichen noch Klammeraffe hieß und sich die seriösesten Menschen Schnuckiputzi7304 nannten, mag das alles ja noch angegangen sein.
Aber heute sollte doch jeder halbwegs internetaffine Mensch Minimum-Kenntnisse im Umgang mit dieser Kommunikationsform haben.
Also liebe Versender von Mails an Verteiler mit 50 Menschen und mehr. Es gibt ein Feld, das nennt sich BCC. Das heißt Blind Carbon Copy auf deutsch Blindkopie. Wenn ihr hier die Empfänger eintragt, dann kommt die Mail auch an, aber ohne dass alle Empfänger sehen, wer außer ihnen die Mail noch bekommen hat. Welche Vorteile das hat und warum es mich nervt, wenn die Verteiler für alle ersichtlich sind, fasse ich mal ganz kurz zusammen:
1. Der Datenschutz wird gewahrt. Im Zweifel kennt ein Großteil der mit mir zusammen angeschriebenen Menschen meine Mail-Adresse nicht. Und das muss sich auch nicht ändern. Denn meine Mail-Adresse gebe ich gerne selbst bekannt und im Zweifel eben auch nicht. Weil Mailarmut nicht zu meinen größten Problemen gehört. Und das führt nahtlos zu Punkt 2:
2. Offene Mailverteiler führen dazu, dass sich Adressammler mit Mailadressen eindecken können, die sie dann mit wertvollen Informationen zu potenzsteigernden Mitteln oder Millionen-Erbschaftstransfers aus einem fernen Land einladen können. Oder man wird unaufgefordert mit durchaus gut gemeinten Mails und Newslettern eingedeckt.
3. Ist es eine Mail mit sehr rührendem Inhalt, wird sie ja gerne weitergeleitet. Im Zweifel an weitere 192 Menschen , die dann auch wieder in den Besitz meiner Mailadresse kommen.
4. Vielleicht möchte ich ja auch nicht, dass Hinz und Kunz wissen für welche Themen ich mich interessiere und welche Mails ich bekomme, bzw. bei wem ich auf dem Verteiler stehe….
5. Und last but not least: Gerne wird bei einer Antwort auf eine solche Mail der „allen antworten“ Knopf gedrückt, was bei mir schon fast reflexhaft mit einem Schreikrampf beantwortet wird.
Nicht, dass es im Geschäftsleben nicht auch schon mal Vorteile gehabt hätte. Es gibt Firmen oder Institutionen die einem per Massenmail jede Menge potentiellen Kunden für das eigene Unternehmen frei Haus in den Maileingang liefern, aber natürlich würde ich so etwas nie schamlos ausnutzen.
Oft schreibe ich eine freundliche Mail zurück und weise darauf hin, dass Massenmails die Out-Liste seit Jahren unangefochten anführt, aber gefruchtet hat es selten bis nie.
Wie ist es bei euch? Nerven euch offene Mail-Verteiler auch (oder auch nicht, die Argumentation würde mich natürlich auch sehr interessieren) und wie geht ihr mit dem Thema um?
Übrigens Dr. Kerstin Hoffmann, „der“ PR Doktor hat sich des Themas bereits vor 3 Jahren angenommen: Bitte. Keine. Offenen. Verteiler. Nie.
Und wie offenen Verteiler gnadenlos daneben gehen können davon erzählt dieser Artikel auf den mich Martin auf Facebook aufmerksam gemacht hat: Taliban veröffentlicht unfreiwillig Kontaktnamen
Ehrlich gesagtplatzt mir regelmäßig der Kragen bei dem Thema. Und ich schreib da auch zumeist deftig zurück. Bis jetzt hat’s geholfen 🙂
Das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen, dass dir mal der Kragen platzt …
Ich schreibe da im Normalfall eher unfreundlich zurück – ebenfalls bei Hoaxes die schon asbach uralt sind (zB diese knochenmarksgeschichte über Blutgruppe) – und es gibt eine erstaunlich hohe Korrelation zwischen Hoaxverteilern und kein BCC nutzen in meinem Mailfach.
Als Antwort kommt dann meist Unverständnis und Empörung „man kann ja nicht alles wissen“ und „man hat es ja nur gut gemeint“.
Bei unbelehrbaren Leuten bin ich dazu übergegangen eine Funmailadresse zu wählen wie zB mit @mailueberfall.de und nem nichtssagenden Vorderteil. Allerdings nur wenn mir wirklich wichtig war was da kommt – sonst landet es schlicht im Spamordner.
Stimmt, Massenmail und dann als Inhalt noch ein Hoax, das ist wirklich doe Potenz dieses Sündenfalls :-).
Mir selbst ist es zum Glück noch nicht passiert, habe aber schon derartige Emails mit offenem Verteiler erhalten. Je nachdem, wie gut oder nicht gut ich den Absender kenne, fällt mein Feedback aus. Ich schreibe aber immer zurück. Fehler passieren. Wichtig ist wie der Abesender damit umgeht. Eine neue Email an alle (mit verdecktem Verteiler) inklusive Entschuldigung halte ich für angemessen.
Klar Fehler passieren. Und wenn der Absender wirklich nicht sehr erfahren ist mit Mails und Internet ist das ja alles noch verständlich. Wenn mein Gegenüber aber Akademiker ist und dazu noch jung, dann hält sich mein Verständnis echt in Grenzen.
Und ich habe es bisher noch nie erlebt, dass jemand freundlich auf meinen freundlichen Hinweis geantwortet hätte (wenn überhaupt geantwortet wird). Absolutes Unverständnis ist da eher die Regel als die Ausnahme.
Liebe Alexandra –
ich glaube nicht wirklich, dass es geholfen hat, denn das erste Mal ist schon zu viel! Die Adresse ist raus, sichtbar, verwertbar. Daran lässt sich nichts mehr ändern.
Mein ärgerlichstes Erlebnis war, von einem eigentlich digital Native (was beweisst, dass es das so nicht gibt!) einen Studienzusammenfassungsmail zu bekommen, die (leider) von einer geschätzten Kollegin mit promoted wurde. Und die angeblich anonyme Umfrage legte mir damit offen, wer sich noch für die persönliche Benachrichtigung über die Ergebnisse angemeldet hatte. Meine Infomail an den Studirenden wurde konsequent NICHT beantwortet. Daraufhin habe ich beschlossen, solche Studien nicht mehr zu unterstützen.
(es ging übrigens um mobile Devices im Arbeitsalltag…) —
Außerdem habe ich mir eine quasi anonyme Mailadresse für diese Art Verteiler zugelegt, um wenigstens nicht gleich meinen Namen offenzulegen… und bin sehr froh darüber…jede denke sich dazu, warum(sic!).
Das ist aber wirklich ein ganz heftiges Beispiel und zeigt, dass es wirklich wichtig ist, immer wieder darauf hinzuweisen, damit es gar nicht erst zu solchen Vorfällen kommt. Und dass es wichtig ist, an vielen Stellen eine 0815 Mailadresse zu hinterlassen….
Wahr gesprochen/ geschrieben.
Hallo! Ich gehöre zu den beinahe-Analphabeten in Computerdingen. Zum Glück für die Menschheit versende ich daher auch immer nur Einzel-emails. Bis ich Klassenpflegschaftsvorsitzende wurde und mir mühsam ausklamüserte, wie man wohl ein für alle mal einen Verteiler für alle Eltern herstellt. *stolz* Geschafft. Die email-Adressen waren sowieso durch die Telefonkettenliste bekannt. Wer weiß wohin ich noch aufsteige um Massenmails zu versenden. Vielleicht ins Presseamt, wenn ich die Kinderbetreuung ‚beende‘?
Ich bin daher unendlich dankbar für diesen Hinweis. Ich hätte mich verschämt daran gemacht, zig emails einzeln abzuschicken.
Ach ja. In meinem Windows mail Programm war bcc nicht sichtbar. Egal. Einmal gegooglet und ich erfuhr, dass ich nicht allein so bescheuert bin. Für alle wie mich hier der Vollständigkeit halber: Wenn man das Bcc nicht sieht, dann muss man Neue E-Mail, Ansicht, Alle Kopfzeilen klicken und schon ist es da.
Auch wir raffen es irgendwann, Leute.
Nochmal danke.
Sorry Huppicke. Der Blogpost ist schon von oben herab. Aber er bezieht sich auf Menschen die von Berufswegen täglich und seit Jahren mit Mails zu tun haben. Menschen, von denen ich weiß, dass diese Art der Kommunikation nicht zum täglichen Brot gehört, da sehe ich es schon anders….
musste heute früh bei der Lektüre dieses SPIEGEL-Artikels genau an diesen Blogpost von Ihnen denken 🙂
liebe Grüße,
Vicky
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/uni-panne-student-schickt-e-mail-an-kommilitonen-statt-mutter-a-869992.html