3 – 4-mal im Jahr treffen sich die Lebensmittelhersteller im Saarland zu Veranstaltungen im Rahmen des Branchenforums Lebensmittel der IHK Saarland. Die Themen reichen dabei von: Steigerung der Energieeffizienz über Arbeitssicherheit, Nanotechnologie bis zum Qualitätsmanagement.
Beim letzten Treffen war das Thema aber nicht nur von Bedeutung für Vertreter der Industrie sondern im Prinzip für Jedermann/frau, behandelte es doch eine Krankheit vor der heute keine Familie, kein Freundeskreis mehr gefeit scheint: Krebs.
5 sehr interessante Vorträge bekamen wir zu hören.
„Hauptsach‘ gudd gess – “ functional food” gegen Krebs für ein langes und gesundes Leben“ war der Titel von Prof Ulrich Mahlknecht , Lehrstuhl für Immuntherapie und Gentherapie an der Universitätsklinik des Saarlandes.
Die Saarländer führen die bundesdeutsche Krebsstatistik an. Zurückzuführen ist dies wohl auf unsere Kohlevergangenheit. Innerhalb der letzten 40 Jahre hat sich die Anzahl der an Krebs erkrankten mehr als vervierfacht.
Die Risikofaktoren für Krebs sind schnell identifiziert: Rauchen und falsche Ernährung schlagen mit je 30% zu Buche, Infektionen mit 18%, die so oft bemühte Genetik beruhigenderweise nur mit 4%.
Welche Faktoren das Entstehen von Krebs begünstigen können:
- Ernährung:
- zu viel Fett: Brust-, Bauchspeicheldrüse, Dickdarm-, Eierstock- und Prostatakrebs
- zu viel Zucker: Brust und Dickdarmkrebs
- zu viel Gepökelte und geräucherte Nahrungsmittel: Magenkrebs
- Rauchen,
- Alkohol
- Übergewicht
Ein Zusammenhang zwischen den Ländern in denen die meisten dicken Menschen leben und in denen die meisten Menschen an Krebs erkranken ist signifikant.
Aber Ernährung kann ja nicht nur Auslöser sein, sondern richtig eingesetzt auch zur Vorbeugung dienen, was in diesem und allen weiteren Vorträgen zum Ausdruck kam.
Über die Ernährung kann auch gesteuert werden wie schnell ein Tumor wächst und wie die Chemotherapie anschlägt.
Aber es gilt nicht nur das Richtige zu essen und das Falsche wegzulassen, auch die Menge der aufgenommenen Kalorien spielt eine große Rolle. In Fütterungsversuchen mit Affen und Ratten hat man festgestellt, dass diese unter Kalorienreduktion ihr Lebensalter um 50% verlängern konnten.
Dipl. Humbiol. Navina Dahmke, ebenfalls Universitätsklinikum Homburg sang das hohe Lied des Curry in ihrem Vortrag: „Currywurst gegen das Vergessen …. und auch sonst“
Curcumin, einfach ausgedrückt das Gelbe im Curry ist nach den Worten der Vortragenden ein echter Wunderstoff. So wurde in Studien nachgewiesen, dass es:
- Zellveränderungen vorbeugt
- Veränderte Zellen in den Zelltod treibt
- den Abbau von Neuronen reduziert
- Gedächtnisdefizite umgekehren kann (Tierversuch)
- Plaque Bildung reduziert
In Indien werden pro Tag und Person ca. 125 g mg Curry verzehrt. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen an Brustkrebs liegt inDeutschland bei 65/100.000 Einwohner in Indien bei 25. Bei Darmkrebs sind es in Deutschland 45 Neuerkrankungen in Indien unter 10.
Bei Alzheimer sind in Deutschland 6% der Bevölkerung betroffen in Indien nur die Hälfte.
Und was die von vielen Menschen ja per se als schlecht beurteilten E-Nummern angeht… Curcumin wird vielen Lebensmitteln als Farbstoff eingesetzt und hat die Nummer E 100.
Am Schluss gab sie dem Auditorium noch den Rat, doch einmal im Monat ein Curry zu essen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung.
Vortrag Nummer 3 widmete sich dann einem nicht nur bei Weinliebhabern bekannten Thema: „Wundermittel aus Rotwein – Schlemmen ohne Reue“ lautete der Vortag von Dipl. Biol. Christian Dransfeld vom Universitätsklinikum Homburg. Die Haupttodesursache in Deutschland sind Herz-Kreislauferkrankungen. Mit zunehmendem Alter kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßen. Und obwohl die Franzosen sich ähnlich fett- und kalorienreich ernähren haben sie eine um 40% geringere Todesrate bei diesen Erkrankungen. Dieses als „Französisches Paradox“ bekannte Phänomen konnte in Studien in den 80ern auf den Genuss von Rotwein zurückgeführt werden.
Wer jetzt aber meint Rotwein sei gleich Rotwein, den musste der Referent enttäuschen. 86% des Effekts wurden auf Rotweine aus Süd-West-Frankreich zurückgeführt, da diese über die höchste Polyphenolkonzentration verfügen, kürzer reifen und eine geringere Alkoholkonzentration aufweisen, als es zur Zeit Trend ist.
Schutzfunktion habe die enthaltenen Polyphenole übrigens auch bei Diabetes, Alzheimer und Krebs.
Auch im nächsten Vortrag ging es um ein Getränk, das von den meisten Menschen aber wohl als weniger schmackhaft eingeordnet würde als Rotwein. Dipl. Biol. Judith Katto, Universitätsklinikum Homburg sprach über „Grüner Tee“ ein Wundermittel?“. Als erstes räumte sie mit dem Irrglauben auf Grüner Tee sei eine eigene Sorte. Grüner und schwarzer Tee unterscheiden sich lediglich im Herstellungsprozess.
Die nachgewiesenen Wirkungen von Grünem Tee sind beachtlich
- senkt das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen
- beugt der Krebsentstehung vor
- vermindert die Kariesbildung
- verhindert die Bildung von Amyloidfibrillen bei Alzheimer und Amyloidose
- schützt vor Nierensteinbildung
Eine weitere Wirkung ist die Unterdrückung der Metastasierung und Hemmung der Gefäßneubildung womit den Krebszellen wohl die Versorgungslinien gekappt werden (zumindest habe ich als Laie das so verstanden).
Über den 5. und letzten Vortrag werde ich in den nächsten Tagen einen weiteren Blogpost verfassen.
Mehr zu den Vorträgen findet ihr auf der Seite der IHK Saarland.
Nachtrag: Gerade noch einen Artikel zu Rotwein gefunden: Rotwein-Mythos – Was ist dran?
Das nenne ich mal ein cooles Treffen. Leider hat sich in den Medien die Mär vom 4 mal täglich zu verzehrenden Obst dermaßen durchgesetzt, dass man das auch heute noch liest, obwohl die entsprechende Studie schon vor Jahren als Quatsch identifiziert wurde (Da ging es um die freien Radikale…).
Grüner Tee und Curcuma spielen auch in unseren Empfehlungen in der Rheumatologie eine Rolle. Zwar gibt es keine Doppelbildstudien wie sie bei Medikamenten notwendig sind, aber immerhin mehren sich die Befunde, die solche Empfhlungen als adjuvante Maßnahmen vorantreiben. Curcuma und Grüner Tee (Gallo-Katechine) wirken wahrscheinlich über die Reduktion überzähliger freier Radikale entzündungshemmend.
Dr.med. Lothar M. Kirsch
auf Twitter: Rheumatologe
@Sören die Empfehlung 5 am Tag hatten die Vortragenden aber immer noch, es sollten nach heutigem Kenntnisstand 4 Portionen Gemüse und nur 1 x Obst sein. Hast du Links zu den von dir erwähnten Studien? Sowas intererssiert mich immer.
@Rheumatologe danke für den wichtigen Kommentar. Als Laie kann ich ja nur wiedergeben was ich von Fachleuten (hoffentlich richtig) aufgegriffen habe. Danke für das mitteilen dieser Information aus einem anderen Teilbereich der Medizin.
Mag sein, dass die Empfehlung immer noch gilt. Ändert aber nichts daran, dass sie Quatsch ist bzw. konnten die Ergebnisse der Studie nicht wiederholt werden. Ich suche das mal raus, wenn ich Zeit habe.
Interessanter Artikel, doch ich kann mir eigentlich nicht vorstellen ähnlich viel Curry zu mir zu nehmen wie ein Inder, nur weil es gesund sein soll. Ich denke auch, dass der Inder mehr mit Magenproblemen zu tun hat als der Europäer, weil deren Curry ja bekanntlich extra scharf ist.
@Sören
Warum der Verzehr von Obst und Gemüse nun solch großer Quatsch sein soll, würde mich auch interessieren. Für nähere Informationen wäre ich auch dankbar. Es gibt genügend Belege dafür, dass eine ausgewogene Ernährung mit möglichst viel Frischkost der beste Weg zu einer guten Gesundheit ist.
Sehr interessanter Artikel – geht stark in die Richtung der Empfehlungen eines befreundeten Arztes. Wer mag findet hier noch mehr zum Thema Essen und Gesundheit: http://bit.ly/bxad1A
@Heike – ich denke @Sören bezieht sich darauf, dass man festgestellt hat, dass Obst sehr viel Fruchtzucker enthält und somit kontraproduktiv in vielen Richtungen sein kann. Daher wird heute eher Gemüse/Salat/Rohkost empfohlen. Das ist relativ gut an der Logi-Pyramide abzulesen:
http://bit.ly/bRH62N
@Heike: Mich hat die Menge an Curry auch stutzig gemacht – vermutlich ist es das gekochte Gericht „Curry“ – also das Gewürz inklusive Reis und Gemüse?
http://de.wikipedia.org/wiki/Curry_%28Gericht%29 … Dann wären aber 125 g wiederum zu wenig…
Über 100 g Currypulver am Tag??? – die Dosis macht das Gift
@Heike eine Veröffentlichung dazu, dass Obst und Gemüse nicht den so oft gespriesenen Gesundheitseffekt haben findet man hier
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/1179265/
@DeDitte danke für die Links
@Claudia wie gut wenn jemand aufpasst, es muss natürlich Milligramm heißen und nicht Gramm 🙂
zum Thema 5 a day sage ich nur: wer Rohes nicht verträgt soll die Finger davon lassen. Auf den Körper hören ist in jedem Fall gut. Das Bauchgefühl sagt einem, welches Obst und Gemüse verträglich ist.
Und mit steifen Ernährungsvorschriften erzegt man nur Druck… 🙁
ich reiche noch ein u für „erzeugt“ nach 😉
Oh, da sind ja noch einige Kommentare zugekommen. Aber Andrea hat genau das verlinkt, worauf ich hinauswollte. Ausgewogen ernähren kann man sich ja trotzdem. Dass viel Obst und Gemüse aber jung hält und vor Krebs schützt, ist aber nicht belegt.
Finde ich toll, dass Lebensmittelhersteller sich auch mit gesundheitsbezogenen themen beschäftigen – dass sollte man mehr in die Öffentlichkeit/Medien bringen, wo die Lebensmittelindustrie oft ein schlechtes Image hat.
@Manuela danke für den netten Kommentar. Man/Frau gar nicht was die Lebensmittelindustrie alles tut um qualititaiv hochwertige und gesunde nachrungsmittel zu produzieren, die nachhaltig produziert werden, unter fairen Bedingungen und und und. Berichtet wird aber lieber über Verbrecher die mit Gammelfleisch u.ä. für Skandale sorgen….
Danke für den Bericht! –
Wir bekommen es ja eigentlich täglich um die Ohren, wie gefährlich und unreflektiert irgendwelchen Empfehlungen von Nahrungsmitteln und Nährstoffen für oder gegen irgendetwas auf die Bevölkerung trifft. Die Forschung testet mit isolierten Stoffen und an Tieren und kommt hin und wieder zu diesem und jenem Ergebnis. Wer mal mit diesen, völlig auf ihre Arbeit fixierten und konzentrierten Wissenschaftlern redet, bekommt eine Ahnung davon, wie weit weg solche Forschungen eigentlich vom gesamten Menschen sind (ist jetzt keine Kritik, bei dieser komplizierten Arbeit geht es wohl kaum anders). Auch kommt dabei heraus, dass z.B. die einzelnen Wirkstoffe von Pflanzen im Durchnitt erst zu 20% überhaupt bekannt sind und schon gar keiner durchschaut das harmonisches Zusammenwirken. Von energetischen Wirkungen will ich ja gar nicht erst reden, das ist ja schließlich völlig unwissenschaflich ;-). – Immer wieder werden Hoffnungen geschürt, gerade bei Krebspatienten, mit vielerlei Wunder-Meldungen. Dabei darf man niemals vergessen, es immer das Zusammenspiel von unglaublich vielen Komponenten, die den individuellen Körper so oder so reagieren lassen. – sonnige Grüsse 🙂 Konstanze
@Konstanze danke für deinen Kommentar der mit Sicherheit einen Kernkritikpunkt trifft.
Allerdings sind die Erkenntnisse im Bezug auf Grünen Tee, Rotwein und Curry Menschenversuche über Jahrzehnte 🙂