Rezension: Das kulinarische Erbe der Alpen

Foto: AT Verlag

Das kulinarische Erbe der Alpen hat keine Rezension verdient, sondern eine Liebeserklärung. Es ist auch im eigentlichen Sinne kein Buch, auch wenn es alle klassischen Merkmale wie Bucheinband, Seiten, eine Anhäufung von Buchstaben und eine klare Einteilung in Kapitel vorweisen kann und jede Menge Inhalt.

Aber: es ist einfach mehr. Es ist ein Kunstwerk.

Ein Kunstwerk, das der Autor Dominik Flammer und der Fotograf Sylvan Müller zusammen geschaffen haben.

Beide sind Meister ihres Faches und fesseln mit Worten und mit Bildern. Vorgestellt wird, wie es der Buchtitel schon sagt: das kulinarische Erbe der Alpen. Gegliedert ist das Buch in die 10 wichtigsten Nahrungsgruppen des Alpenraums. In den einzelnen Kapiteln wird erzählt, wie Traditionen entstanden sind, welche historischen Ereignisse zu einer landwirtschaftlichen Erneuerung geführt haben und es werden die Menschen vorgestellt, die diese Traditionen erhalten und heute noch nach dieser Tradition produzieren bzw. diese wieder aufgenommen haben.

Erzählt wird von Raritäten, die nur in begrenzten Mengen und in bestimmten Zeiträumen erhältlich sind, und die alleine dadurch schon in unserer Erdbeeren-im-tiefsten-Winter-Zeit etwas ganz besonderes darstellen.

„Von allen Sinnen gräbt sich unser Geschmack am hartnäckigsten in unser Erinnerungsvermögen ein“ heißt es in einem Kapitel, und wirklich, man hat den Eindruck als könnte man all die Köstlichkeiten schmecken, die hier beschrieben werden. Wären die vorgestellten Betriebe um die Ecke, man würde wohl in einen Genussrausch verfallen.

Wer jetzt aber glaubt, hier würde die Moderne verurteilt und nur der guten alten Zeit das Wort geredet, der täuscht sich. Dominik Flammer stellt fest, dass wir zu keiner Zeit vielfältiger gegessen haben, aber das große und erzählte Ziel ist dennoch, mit dem Buch einen Beitrag zu leisten, dass der Trend zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft weiter entwickelt wird, und zwar nicht aus dogmatischen sondern aus höchst egoistischen Gründen, des Geschmacks wegen nämlich.

Von allen Kapitel am meisten fasziniert und berührt hat mich: Kinderbrot und Kuckuckskraut.

Mitte des 18. Jahrhunderts sollen die Kinder im Aostatal noch bis zu 80 essbare Wildpflanzen gekannt haben. Aber nicht weil sie Kinder von gesundheitsbewußten Eltern waren, wie es heute der Fall wäre, sondern ganz im Gegenteil, weil arme Familien ihre Kinder in Mangeljahren auf die Wiesen und in die Wälder schickten um sich ihre Nahrung zu beschaffen.

Ich könnte noch stundenlang weiterschwärmen von dem tiefen Wissen, das mit dem Buch vermittelt wird und von den wunderschönen Bildern von Sylvan Müller, der Erzeuger und Erzeugnisse in einer Art in Szene gesetzt hat, dass es eine Freude ist und das Buch zu einem optischen Gesamtkunstwerk machen.

Die Illustrationen und historische Bilder die Monica Rottmeyer für das Buch zusammengetragen hat, schlagen die Brücke zu den Produkten, die zwar nach alter Tradition, aber eben im hier und heute produziert wurden und der Zeit aus der sie stammen bzw. gang und gäbe waren.

Gegen Ende findet der Leser, die Leserin eine Auflistung der alpinen Delikatessen. Von A wie Ackerbohne über Karpfenmilch und Murmeltier bis zu Zuger Rötel findet man hier kurze Beschreibung alpiner Köstlichkeiten.

Das Buch beschließt mit einer Kurzzusammenfassung und Adressliste der im Buch vorgestellten Produzenten und schließt mit einem Literaturverzeichnis.

Dieses Buch kann ich wirklich jedem empfehlen, der sich auch nur ein ganz klein wenig für seine Nahrung interessiert. Es erweitert den Horizont und schafft ein tiefes Verständnis und Bewußtsein für unser „täglich Brot“. Für Hobby- und Berufsköche ist es ein „Must have“.

Das kulinarische Erbe der Alpen kostet 78 € und ich hoffe, ich konnte mit meinen Worten deutlich machen, dass es den Betrag mehr als wert ist. Ein wunderbares Bucht zum verschenken oder auch zum selber schenken.

Ich danke dem AT Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

 

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Dieses Buch ist gewaltig! Das ist das Wort, das mir beim Blättern sofort einfällt…gewaltig in seiner Bildkraft und es macht unheimlich Lust es sich in stillen Stunden vorzunehmen und ausgiebig darin zu schmökern. Danke für deine sehr gute Rezension, die mir dieses Buch noch näher gebracht hat. Herzliche Grüße und wunderbare Weihnachten, Anita

    • Danke Anita. Gewaltig ist wirklich ein Wort, das es sehr gut trifft. Und dass du als Fachfrau und Ästethin es zu schätzen weißt, das dachte ich mir gleich :-).
      Dir und deiner Familie auch ein gesegnetes Weihnachtsfest

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