Nachtbaustelle macht keine Ferien

Nach langer Pause und ruhigen Nächten war es gestern Abend wieder soweit. Die Nachtbaustelle hat wieder zu tun. Dass die Arbeiten anscheinend nicht ordnungsgemäß verrichtet wurden, davon konnten sich sehr viele verärgerte Autofahrer, Fussgänger und Fahrradfahrer heute überzeugen.

Um 11. 42 Uhr hat sich die Schranke pünktlich geschlossen. Und das blieb sie dann auch. Bis 12.10 Uhr. Die ersten 5 Minuten haben Autofahrer und Fussgänger ja noch gelassen gewartet. Seit die Schranken automatisch schliessen sind wir daran gewöhnt lange zu warten, 5 Minuten sind die Regel. Aber nachdem der Zug durchgefahren ist und auch aus der Gegenrichtung keiner erwartet wird öffnen sie sich nicht? Diese Variante war neu.

Unbegreiflich für mich war, wie darauf reagiert wurde. Etliche Radfahrer und Fussgänger missachteten die geschlossenen Schranken einfach und überquerten den doppelt gesicherten Bahnübergang (neben einer Schranke für die Autos gibt es auch eine zusätzliche für Fussgänger). Ich finde das unglaublich. Klar konnte man sehen, dass kein Zug kommt, aber welches Beispiel gibt man denn kleinen Kindern? Und aus einer Richtung ist die Bahnstrecke nicht wirklich gut einzusehen. Ob das ältere Ehepaar, dass sichtlich Mühe mit dem Gehen hatte, es noch geschafft hätte, ist fraglich.

Irgendwann wurde es dann auch den Autofahrern zu bunt. Die einfachste Methode wäre gewesen zu drehen und einen 3-minütigen Umweg in Kauf zu nehmen, aber warum denn, wenn man ja wie die Fussgänger einfach die Gleise passieren kann. Ich hab echt nur fassungslos zugeschaut (BTW, ich war eine derjenigen die, statt die Gleise per Fuss zu überqueren ihr Auto genommen hat, um dem Umweg über die Dörfer zu machen).

Noch besser wurde es dann aber, als die Schranke von einem Bahnmitarbeiter geöffnet wurde. Denn bei den nächsten Zügen schloss sich die Schranke  nicht mehr. Fussgänger und Autos wurden statt dessen von besagtem Bahnmitarbeiter am passieren gehindert.

Bestimmt ist das Ganze aber wie bei den versagenden Klimaanlagen in den ICE´s kein Fehler der Bahn. Wahrscheinlich ist hier auch der Klimawandel Schuld.

Mehr über meine Erlebnisse mit der Nachtbaustelle könnt ihr in meinem Blog nachlesen.

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7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich kenne diese Baustelle nicht, aber es hat mit Sicherheit nichts mit irgendwelchen verpfuschten Arbeiten zu tun. Wurden Gleise Umgebaut, muss man nach 6 Wochen einen Belastungsstopfgang machen. Zur Stabilisierung der Strecke. Bei solch einem Stopfgang muss die Schiene noch einmal an einer Stelle aufgetrennt werden und wieder verschweißt, dies geht nur in der Nacht wegen den Temperaturen.
    Das mit der Schranke kann ich mir so nicht erklären, außer sie war kaputt und das ein Bahnmitarbeiter Leute am rübergehen hindert ist in Ordnung. Dafür ist er Bahnübergangsposten und wird benachrichtigt wenn ein Zug sich nähert.

    Baustellen werden in den Zeitungen bekannt gegeben. Diese „Lärmbelästigung“ Nachts aber auch Tags über, brauch auch eine Genehmigung, ohne diese baut die Bahn aber auch nichts.

    Ich arbeite nun schon lange für die DB (nicht bei der DB) und finde es immer wieder erstaunlich, wie Anwohner, welche an der Bahn gebaut, gekauft oder gemietet haben, sich darüber aufregen. Wenn ein Zug entgleist, wegen maroden Schienen, dann wird sich aufgeregt, wieso macht die Bahn nichts dagegen und haltet diese nicht Instant. Was den Bahnservice im allgemeinen Betrifft, bin ich persönlich auch Enttäuscht. Deswegen fahre ich keine Bahn (oder nur sehr selten).

  2. Eine sehr interessante Argumentation. Sie kennen die Baustelle nicht, wissen aber , dass es kein Fehler der Bahn sein kann, dass am nächsten Tag die Schrankenanlage versagt. Sie unterstellen weiterhin, dass Gleisarbeiten durchgeführt wurden, was meines Erachtens nach nicht der Fall war und dass dies 6 Wochen zu Problemen führen kann. Nach meinem Kenntnisstand wurden die Gleisarbeiten im Dezember 2009 abgeschlossen nach 6 monatiger Bauzeit, die die von der Bahn prognostizierten 3 Monate mal kurzerhand um 100% überzogen hat.

    Mit keinem Wort habe ich ausdrücken wollen (und habe es meiner Meinung nach auch nicht getan) dass es nicht i.O. war, dass der Bahnmitarbeiter die Autofahrer an der Überfahrt gehindert hat. Ich fand es im Gegenteil hammerhart, dass es keine Möglichkeit gab die Schranken per Handbetrieb runterzufahren und dass sich im Gegenteil ein Mensch der Gefahr aussetzen musste den Verkehr mitten auf der Strasse aufzuhalten.

    Fernerhin fällen Sie pauschal das Urteil ich dürfe mich nicht beschweren, immerhin sei ich dahingezogen. Habe ich mich über den Lärm der Züge beschwert? Nein! Wusste ich bei meinem Einzug, dass ich in 7 Jahren 3 monatelange Nachtbaustellen zu ertragen habe mit Dezibelwerten die jenseits der erlaubten Werte liegen? Eine Genehmigung lag vor, nur wurden die zulässigen Werte die Nachts erlaubt sind überschritten. Wo kein Kläger da kein Richter.

    Da ich, außer ein paar harmlosen Blogpost und Tweets nichts getan habe, um dagegen vorzugehen, zeigt, was ich auch in vorherigen Blogposts zum Ausdruck gebracht habe, nämlich mein generelles Verständnis, dass manche Arbeiten nur Nachts durchgeführt werden können. Ich glaube daher, dass ihre Argumentation da doch etwas kurz gesprungen ist.

    Und mal ganz nebenbei. Als meine Vorfahren an diese Stelle ein Haus bauten, war die Eisenbahn noch nicht erfunden. Als die Bahnstrecke dann gebaut wurde musste ein Bach umgeleitet werden und meine Vorfahren wurden nicht großartig gefragt ob ihnen der Bau recht sei.

    Und noch ein kleines Detail. Seit die Schrankenanlage automatisch gesteuert wird, ist die Verärgerung in der Eppelborner Bevölkerung riesig, da man bis zu 5 Minuten am geschlossenen Bahnübergang steht und dies 4 mal in der Stunde.

  3. Die Bahn fühlt sich als Logistikkonzern und will weltweit mitmischen. Der Nahverkehr ist dabei nur noch ein Klotz am Bein. Und das spürt man.
    Verantwortliche Mitarbeiter vor Ort gibt es schon lange nicht mehr. Der Bahn-Ansprechpartner von heute sitzt – in aller Regel – weit vom Ort des jeweiligen Geschehens entfernt in (ACHTUNG: POLEMIK!) wohlklimatisierten Büroräumen.
    Der Eppelborner von dies- und jenseits der Bahnlinie sitzt auch:
    Entweder nachts hellwach im Bett (dank Nachtbaustelle) oder alternativ wartend in seinem Auto.
    Vor einer geschlossenen Bahnschranke. Oft mehrmals am Tag.
    Fünf Minuten sind nicht unbedingt eine lange Zeit, wenn man wartet – zugegeben.
    Zumindest dann nicht, wenn man einen Grund für das Warten erkennen kann. Aber gerade dieses Erkennen ist in Eppelborn schwierig.
    Denn man wartet, ohne das zunächst ein Zug sich nähert. Nur einfach so. Aus Sicherheitsgründen müsse das so sein, heißt es in einem Schreiben an den Eppelborner Ortsvorsteher, der sich in dieser Frage hilfesuchend an den o.g. Bahnansprechpartner gewandt hatte.
    Das verwundert: Bevor die Bahnlinie durch unser beschauliches Illtal „technisch aufgerüstet“ wurde, war unser Bahnübergang auch sicher genug, wenn man nur eine bis höchstens zwei Minuten wartete.
    Man merke sich also: Die Bahn. Technik die begeistert.
    Nach den Millionen-Investitionen beim „Bau der Wemmetsweiler Kurve“ warb die DB damit, die Fahrzeit von Lebach nach Saarbrücken verringere sich um fünf Minuten.
    Ob dieser Zeitgewinn dann in verlängertem Warten an der Eppelborner Bahnschranke gut angelegt ist, lasse ich mal dahin gestellt…

    Dass im Umgang mit Kunden und Betroffenen die Bahn – und oft auch Mitarbeiter, die den „Konzern“ repräsentieren – zudem ein gerüttelt Maß an Arroganz an den Tag legt, macht die ganze Geschichte nicht einfacher.

    Ich wünsche mir, dass die Deutsche Bahn sich wenigstens ein kleines bisschen auf ihre Kernkompetenzen besinnt, und auch vor Ort im Nahverkehr dafür sorgt, dass motivierte Mitarbeiter eine gute und zuverlässige Arbeit verrichten. Schnell, zügig und kompetent. Und wenn diese zuverlässige Arbeit nachts noch ein wenig leiser vonstatten gehen würde, könnten sehr viele Beteiligte zufrieden sein.

  4. Danke @Saarlandman für diesen aufschlussreichen Kommentar. Wusste gar nicht, dass unser Ortsvorsteher deswegen schon interveniert hatte und abgeblitzt ist. Am schlimmsten an den langen Wartezeiten ist, dass immer mehr Fussgänger die geschlossenen Bahnschranken einfach ignorieren. Es ist super ärgerlich wenn man warten muss, ich passiere die Gleise immerhin mindestens 4 mal am Tag und oft „schaffe“ ich es auch den falschen Zeitpunkt zu erwischen, aber zwischen den geschlossenen Bahnschranken rumzulaufen, das würde mir echt nicht einfallen. Nicht auszudenken wenn ein Kind sich im falschen Moment ein Beispiel an den ach so klugen Erwachsenen holt.

  5. Das die Baustelle 7 Monate lang war wußte ich nicht, da passiert öfters ein Überzug, was aber meist auf Fehler der Baufirmen zurückzuführen ist. Die Bahn holt in diesen fällen hohe Regressansprüche. Bei so manch kleiner Firma führte dies zum Konkurs.
    Viele Baustellen, werden Jahre im voraus geplant. Geplant am grünen Tisch von vielen, welche noch kein Gleis von innen gesehen haben.
    Neulich hatten wir erst eine, welche 3 Jahre geplant wurde und trotzdem fast alles schief lief. Bei dieser Baustelle ging es auch um Tierschutz/Artenschutz und Staubbelästigung (mir fällt das richtige Wort nicht ein :).

    http://www.bahnaktuell.net/BA2/wordpress/?p=20889

    Ich denke, dass wegen dem neuen ESTW die Bauarbeiten stattfanden. Da in Eppelborn kein Fahrdienstleiter mehr sitzt und auch die Schrankenanlage neu ist, darf man da lange warten.
    D.h. Bei ESTW-Strecken ist die Einschaltstelle größer. Es ist also möglich, dass der Zug schon 2 bis 3 Haltestellen vorher den Bahnübergang schliesst (alles per Schienenkontakt), um fließenden Bahnverkehr zu gewährleisten. Oder auf manchen Strecken, steht ein Zug in der Überholung, hat somit die Einschaltstrecke befahren und wartet bis der Zug der Gegenrichtung da ist. Durch die ESTW´s wird die Bahntechnik nicht nur komplizierter und Anfälliger, sondern kostet leider auch Arbeitsplätze. Sie ist aber Sicherer.

    Welche Werte waren denn zulässig und wie hoch wurden diese überschritten. Ich weiß leider nicht wie die Baustelle gesichert worden ist. Falls mit Sicherungsposten und einem Tyfon sind es 136 dB, wenn man direkt daneben steht. Falls mit einer Rottenwarnanlage sind es um die 120 dB.

    Kaputte Schranken kann man nicht so einfach per Handbetrieb runterfahren, zudem wenn es diese neue Technik ist, geht sie auch nicht mehr hoch. Und ein Bahnübergangsposten (Büp) ist dazu ausgebildet Fahrzeuge und Personen aufzuhalten. Normalerweise hätte er ein rot-weißes Band oder Kette haben müssen um sich selber nicht in Gefahr zu bringen. Der Büp bekommt, per GsmR (spezielles Telefon der DB, welches alle Gespräche aufzeichnet) vom Fahrdienstleiter mitgeteilt, wann er die Kette/Band zumachen muss und wann er Fahrzeuge und Personen passieren lassen darf. So sollte es i.d.R. sein.

    Wir bekommen leider auch die Wut und den ärger der Bürger zu spüren. Sei es das man mit einem Luftgewehr auf uns schiesst oder wichtige Sicherheitsrelevante Gegenstände von der Baustelle klaut, oder wie schon passiert das Kabel der Rottenwarnanlage zerschneidet, was in dem Fall strafbar ist. Das ging auf einer Baustelle soweit, dass Nachts die Polizei uns absichern musste. Alles schon erlebt.

    Zu dem überschreiten geschlossener Bahnanlagen: Wir hatten schon bei Bauarbeiten (ein Gleis war nicht mehr vorhanden, nur noch ein Loch) eine geschlossene Schranke, einen 2-fachen Bauzaun und noch Personal vor Ort. Bei dieser Absicherung darf gar keiner mehr über Gleise oder Löcher krabbeln. Nichts hat geholfen. da kamen Mutter, Vater und Kind mit Fahrrad und Helm, sehr Vorbildlich, dachte ich. Was passierte: Sie gingen über das Loch und das Gleis. Papa ging voraus.
    Leider dürfen wir sie nicht festhalten und somit sind uns die Hände gebunden, wenn jemand auf eigene Gefahr die gesperrten Bahnschranken, Gleise überquert. Und leider passiert das immer wieder.

    Viele Menschen stellen die Zeit über ihr Leben und das ihrer Familie und Mitmenschen, die sich dann ein Beispiel daran nehmen.

  6. @Gleishexe vielen Dank für diese erläuternden Fakten. Sehr interessant solche Hintergründe zu hören und absolut erschreckend was euch alles widerfährt und wie Menschen agieren und reagieren.

    Ich fände es schön, wenn es z.B. ein Blog der Bahn gäbe, wo solche Fakten erklärt werden, mit verärgerten Bürgern und Bahnkunden gesprochen wird und ab und zu mal eine Entschuldigung gepostet wird. Das dürfte doch im Budget echt drin sein.

    Wenn Menschen Zusammenhänge verstehen, sind sie meist sehr viel verständnisvoller als wenn alles über ihren Kopf hinweg geschieht und sie für dumm verkauft werden.

  7. @bachmichels ich kann den Ärger schon nachvollziehen. Mir geht es da mit Sicherheit in anderen Interessengebieten genauso.
    Seit sich die Bahn privatisiert hat, gibt es nicht mehr „die Bahn“, sondern viele kleine Unternehmen, welche eher gegeneinander, statt miteinander agieren. Leider zum Leidwesen, der Kunden und aber auch den Arbeitern die vor Ort auf den Baustellen, den Karren aus dem Dreck ziehen und man nur hört „dafür ist unsere Abteilung nicht zuständig.“

    Wenn die Bahn einen solchen Blog einrichten würde, müßte sie zu einem Leute einstellen, die das bearbeiten, denn glaube mir, da würden täglich 1000 Zuschriften eingehen. Zum anderen müßte sie ja zugeben, dass sie nicht perfekt ist, auch wenn dies alle wissen. Den Schein bewahren 🙂

    Falls dennoch mal Fragen auftreten sollten, mich twittern. Ich beantworten alles was ich weiß (habe aber nur mit Gleisbaustellen zu tun, als Gleishexe:)

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