Fassungslos macht uns das, was im Moment in Japan passiert. Ausgelöst durch eine Naturkatastrophe, deren Schäden für die Menschen und das Land schon unglaublich groß sind, droht jetzt eine Katastrophe unendlichen Ausmasses. Und wir sitzen vor unseren Fernsehern und Laptops und schauen fassungslos zu. Die einen werden sprachlos und die anderen machen ihrem Entsetzen durch RT und Statusupdates Luft.
Man geht zu Bett und weiß nicht, wie die Welt aussieht, wenn man am nächsten Morgen aufwacht, aber hierzulande kann man das ja auch getrost tun. Morgens wachwerden in einem intakten Umfeld: die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, der Verkehr rollt, alles geht seinen gewohnten Gang. Hier bei uns. Und in Japan? Ein Volk am Rande der Apokalypse.
Neben all den Menschen die direkt betroffen sind, denke ich im Moment vor allem an
- Menschen die in Krankenhäusern liegen und aus eigener Kraft nicht fliehen können
- behinderte Menschen
- all die Rettungskräfte die jetzt „funktionieren“ müssen und ihre Gesundheit auf´s Spiel setzen
- Journalisten die vor Ort bleiben, um unseren Informationshunger zu sättigen
- die Menschen im betroffenen KKW Fukushima, die ohne Rücksicht auf ihr Leben versuchen die Katastrophe abzuwenden
- all die Krisenstäbe und Hilfsorganisationen die versuchen die erste Not zu lindern
Wie wäre es, wenn wir uns nicht nur informieren würden, sondern auch für all die betroffenen Menschen beten, dass sie die Katastrophe körperlich und geistig unversehrt überstehen.
Nachtrag: An alle, die meinen, beten würde nichts bringen, aber ihr glaubt, mit einem Click auf eine Facebook Fangruppe: „Support Japan“ oder ein „Licht für Japan“ ändert sich was?
Du sprichst mir aus der Seele.
Vielleicht braucht es manchmal solche Katastrophen, um die Schönheit des Lebens zu erkennen. Zu erkennen, dass es meine Brüder und Schwestern sind, denen ich in Gedanken Kraft schicke. Zu erkennen, dass ich jeden Tag als Geschenk des Lebens betrachten sollte und versuche, ihn nicht nur dahin gleiten zu lassen sondern aktiv zu leben. Dass ich daran erinnert werde, dass das Leben endlich ist. So werde ich mir selbst bewusster. Und in Liebe zu mir kann ich anderen Menschen dienen. Und für sie beten.
Ich finde Ihr zwei habt völlig Recht. Es läuft einem wirklich kalt den Rücken runter angesichts dieser Katastrophe. Ich jedenfalls will gar keine weiteren Bilder und Videos von Explosionen etc. sehen, sondern denke an die armen Menschen, die jetzt dringend Hilfe benötigen. Zudem bin ich 1. dankbar dass das nicht hier passiert ist und 2.hoffe ich dass das so bleibt.
Den gleichen Gedanken hatte ich heute Morgen, als ich mit dem Hund unterwegs war.
Ich habe versucht, es in Bildern darzustellen: http://michallein.wordpress.com/2011/03/12/lieblingsplatz/
Ich denke gerade an den Umweltminister Norbert Röttgen, weil er ein arroganter Kerl und untragbar ist.
Kernkraft… nein danke!!!
Sehr treffender Artikel…Ich glaube wir können uns garnicht richtig vorstellen was in Japan los ist. Ich hoffe das es nicht noch schlimmer wird und vorallem wünsche ich mir, dass vorallem das AKW unter Kontrolle gebracht wird.
@dankeschön das hast du sehr treffend ergänzt, danke dafür
@michallein sehr schöner Blogpost, der fast ohne Worte so viel ausdrückt
@Miss Fairytalez genau, das anschauen der Bilder hilft ja niemandem, schon gar nicht den Betroffenen. Aber ein Gefühl dafür wovon wir „noch“ verschont geblieben sind, das gibt es wirklich
@dari bestimmt engagierst du dich aktiv politisch …
@Benny ja dafür beten wir und drücken sämtliche Daumen
Bitte, glaube mir, ich möchte das wirklich ernsthaft wissen und nicht trollen.
Ich bin ich den letzten zwei, drei Jahren ein paar Mal kur davor gewesen, meinem Atheismus abzuschwören und wieder in die Kirche einzutreten.
Aber wie kann man bei einem solchen Ereignis noch an einen Gott glauben? Oder zumindest an einen guten Gott? Zu dem man beten kann oder muss, den von ihm zumindest nicht verhinderten Schaden wieder gut zu machen?
@Andreas vielen Dank für Ihren Kommentar.
Das sehe ich auch in keiner Weise als trollen an, sondern nur als eine sehr wichtige Frage, die in diesen Tagen wohl unglaublich viele Menschen bewegen wird, gläubige und nicht-gläubige Menschen. Und ich habe keine Antwort die ich in Worte fassen kann, weil es einerseits zu kompliziert und andererseits zu persönlich ist. Ich möchte mit einem solchen Blogpost auch nur eine Anregung geben. Wenn Menschen damit gar nichts anfangen können, möchte ich sie weder missionieren noch ihre Haltung beurteilen.
Vielleicht interessiert sie ja der Blogpost von Heiko Kuschel, Pfarrer in Schweinfurt, der damals nach Haitit den Blogpost: Wo war Gott in Haiti? geschrieben hat.
http://www.citykirche-schweinfurt.de/inhalt/wo-war-gott-haiti
@andreas
das kommt darauf an, welches Gottesbild man hat. Wenn ich glaube, dass Gott das Gute und das Böse GIBT, dann fällt es mir schwer, an einen solchen Gott zu glauben. Dieser Gedanke macht mich dann auch mutlos.
Wenn ich jedoch glaube, dass Gott uns Menschen die WAHL GELASSEN hat, die Wahl, selbst zu handeln und zu entscheiden, dann hat nicht Gott das zugelassen, sondern wir. Die Atomkraft wurde von uns errichtet. Der Mensch selbst ist für sein Schicksal verantwortlich.
Und Gott liebt sie alle. Den Menschen, der im Unglück einen lieben Menschen verloren hat und den Menschen, der bei der Planung von Atomkraftwerken sein Bestes gegeben hat. Gott ist gütig und verzeiht. Und in seiner Güte lässt er uns frei handeln und schränkt uns nicht ein.
Tsunamis bzw. Erdbeben zeigen mir übrigens, dass wir nur Gast auf Erden sind. Dass nichts so sicher ist wie Veränderung. Und aus der Veränderung heraus, erwächst Neues.
Nennt es beten, nennt es Kraft senden, nennt es in Gedanken bei diesen Menschen sein. Ich danke für diese Anregung! Und bete ..
Ich finde auch, dass die Bezeichnung wirklich nebensächlich ist. Auf die Gedanken kommt es an. Danke für ihre nette Rückmeldung.
Liebe Andrea, vielen Dank fürs Verlinken. 🙂 Habe den Kommentar von Andreas gelesen und mir gedacht: „Da habe ich doch damals…“ – und fand den Link schon im nächsten Kommentar.
@Andreas: Gerne können wir uns auch noch intensiver über dieses wirklich grundlegende Problem unterhalten. info@citykirche-schweinfurt.de
Ich war richtig froh, dass du diesen Artikel damals geschrieben hast (und ich hab schändlicherweise noch nicht mal kommentiert). Wie ich schon geschrieben habe, mir ist es zu schwierig und zu persönlich….
Liebe Andrea,
schade, die Antwort hätte mich wirklich interessiert. Aber das akzeptiere ich natürlich.
@Dankeschoen: Die AKWs haben ja zum Glück (oder Gott sei Dank, wie man als Gläubiger wohl sagen würde) noch gar nicht so viel Schaden angerichtet. Das waren das Erdbeben und der darauf folgende Tsunami.
Das Argument, der Mensch sei selbst schuld, zieht in diesem Fall nicht. Denn wir können nichts für die Bewegung der Erdschollen. Die gab es schon, bevor der Mensch auf der Erde auftauchte. Es wird sie noch lange nach uns geben.
Das Böse mit der Freiheit des Menschen zu entschuldigen, klappt nur, wenn der Mensch das Leid verursacht. Wenn aber Naturgewalten Menschen töten und die Welt des Menschen verwüsten, hat das mit menschlicher Freiheit nichts zu tun. So mächtig ist der Mensch nicht.
@Heiko: Das Argument „Es hätte schlimmer kommen können“ aus deinem Text taugt meiner Ansicht nach nicht. Wer wäre verantwortlich, wenn es schlimmer gekommen wäre?
Man kann natürlich in allem Unglück auch das Gute sehen. An einen Gott, der mal eben zehntausendfachen Tod und Verwüstung über die Erde schickt, will ich nicht glauben, selbst wenn es ihn gäbe. Obwohl: Genau so einen Gott beschreibt ja das Alte Testament.
So werde ich wohl ein frommer Atheist bleiben. Schön, wenn es einen Gott gäbe, aber ich muss dann der Wahrheit ins Auge sehen.
Lieber Andreas,
danke für die ernsthafte Rückmeldung. Nun ja, das Argument mit dem „es hätte schlimmer kommen können“ steht ja auch in meinem Text gedanklich sozusagen eher in Klammern. Das ist ja überhaupt nicht der Hauptteil.
Wer jetzt wo geschrieben hat, die Menschen sind selber schuld, konnte ich in den Kommentaren nicht finden. Das trifft selbstverständlich nur auf die Atomkatastrophe zu, nicht auf das Erdbeben und Tsunami.
Ich glaube nicht, dass Gott es ist, der dieses Leid verursacht. An einen Gott, der „mal eben zehntausendfachen Tod und Verwüstung über die Erde schickt“, will ich auch nicht glauben.
Wohl aber an einen Gott, der über unseren Verstand hinausgeht, den wir nicht fassen können. „Eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr“, so schreibt’s der Prophet Jesaja (Jesaja 55). Eine ziemlich schroffe Absage an eine „Vermenschlichung“ Gottes. Und dann geht es weiter mit dem Versprechen, dass am Schluss so unendliche Freude sein wird, dass es nur noch mit paradoxen Bildern zu beschreiben ist. Da werden die Bäume auf dem Feld in die Hände klatschen und solche Dinge.
Davon sind wir noch weit entfernt. Wo ist Gott heute? Ich glaube: Genau da mitten drin. In Libyen. In Japan. Bei der Mutter, die ihr Kind verloren hat. Bei dem Mann, deren Frau heute an Krebs stirbt.
Unverständlich? Ja. Warum nimmt Gott das Leid nicht weg?
Vielleicht, weil es unsere Freiheit einschränken würde? Die Freiheit zum Guten wie zum Bösen? Ich weiß es nicht.
(Und ja: Ich weiß: Die in Japan und Libyen sind so gut wie alle keine Christen. Ich denke, Gott ist größer als unsere kleinen Gedanken.)
Ich weiß nicht, ob du den im meinem Artikel verlinkten anderen Text auf Stilvoll Glauben auch gelesen hast. Da hab ich das nochmal in etwas anderen Worten geschrieben.
http://www.evangelisch.de/themen/blogs/stilvoll-glauben/2010/01/21/glauben-in-gefahr
Hmm also ich glaube nicht an Gott sondern daran das jeder selbst dafür verantwortlich ist was er tut. In Japan waren es die Leute die meinten sie müssten in ein sehr erdbeebengefährdetes Gebiet AKWs bauen. Sowas sollte verboten werden. Schon klar, es konnte keiner damit rechnen das es so schlimm wird aber trotzdem.
Jeder kann glauben was er möchte aber ich habe die in meinen Augen dafür Schuldigen gefunden..leider hilft das den Opfern auch nicht wirklich.
Hallo Benny, was der Mensch glaubt oder nicht ist ja die persönliche Sache von jedem einzelnen. Aber was mich an deinem Post und an vielen Äußerungen die ich immer wieder lese, wundert, ist, dass ihr die Opfer immer mit der Atomkraft in Verbindung bringt. Die Obdachlosen und Toten sind eine Folge von Erdbeben und Tsunami. Und wo ist da die Mitschuld irgendeines Menschen?
Hallo bamichels,
da hast du natürlich Recht was den glauben betrifft.
Und ich hatte bei meinem Post nicht den Tsunami oder das Erdbeben gemeint sondern die Probleme mit den AKWs.
Für die anderen beiden Katastrophen kann der Mensch nichts. Das ist klar. Aber man könnte sich besser darauf einstellen und besser vorsorgen.
Der Mensch sollte einfach weitsichtiger denken und handeln und nicht nur an billig,schnell und einfach denken..