„Alles Bio oder was?“ unter diesem Titel hatten die Vereine NanoBioNet und Biopher alle interessierten Verbraucher und Produzenten eingeladen, sich ein Bild darüber zu machen, wie es um Bio Lebensmittel in Deutschland bestellt ist. Von der Resonanz waren die Veranstalter überwältigt. Der Sitzungssaal im Homburger Rathaus war bis auf den letzten Platz besetzt.
Der erste Impulsvortrag von Frau Dr Teufel vom Öko-Institut trug den Titel: „Wie nachhaltig sind Bio Lebensmittel„. Das Öko-Institut, eine der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen, beschäftigt sich u.a. mit den Umweltauswirkungen von Lebensmitteln.
Für die meisten Zuhörer dürfte es neu gewesen sein, dass unsere Ernährung mit 16% den gleichen Anteil an den CO2 Emissionen hat wie die Mobilität. Die meisten Treibhausgase entstehen dabei durch die Fleisch- und Milcherzeugung.
Zusammen mit namhaften Unternehmen wie DM, Frosta, Tchibo u.a. haben der WWF und das Öko-Institut das „Product Carbon Footprint“ Pilotprojekt kurz PCF gestartet. Die beteiligten Unternehmen lassen hierbei von mindestens einem ihrer Produkte den Carbon Footprint bestimmen. Die Ergebnisse und Fußabdrücke der untersuchten Produkte können sie hier nachlesen.
Herausgegriffen für den Vortrag hat Frau Dr Teufel die Berechnung für einen Kaffee von Tchibo. Erstaunlicherweise entsteht der Großteil der Treibhausgase bei der Produktion von Kaffee im Ursprungsland, ein weiterer Löwenanteil entfällt auf die Zubereitung. Den größten Fußabdruck bei den Zubereitungsarten hat der Kaffeevollautomat, wobei Frau Dr Teufel zu bedenken gab, dass dieses Ergebnis alleine durch den Faktor relativiert werden muss, dass durch die Einzeltassenzubereitung wesentlich weniger Kaffee zubereitet wird. Die Menge an CO2 die die Bundesbürger durch ihren Kaffeekonsum produzieren entspricht dem CO2 Ausstoß eines Mittelklasse PKWs mit einer Jahres-KM-Leistung von 12.000 km.
Klimaschutzpotentiale bestehen bei:
• Dem Bezug von Rohwaren
• Entwicklung von Produkten
• den Verarbeitungsprozessen
• der Logistik
• der Lagerung
• beim Verbraucher und hier bei
o Einkaufsfahrten
o Lagerung im Haushalt
o Speiseplan
Lesenswert in diesem Zusammenhang sind die Erkenntnisse des Projektes Ernährungswende.
Der 2. Redner des Abends war der Präsident des Bioland Verbandes Thomas Dosch. Sein kurzweiliger Vortrag trug den Titel: „Bio oder Nicht-Bio, ist das die Frage?“
Gleich zu Anfang schockte er mit Fotos von einem senkrechten Kuhstall aus Japan, bei dem Kühe in mehreren Stockwerken übereinander gehalten werden. Auch die Grafik danach, die den Deltapark zeigt, der im Hafen von Rotterdam geplant ist, ist nicht dazu geeignet die Zukunft der Landwirtschaft in rosigen Farben zu malen. Der bereits im Jahr 2000 prophezeite Techno-Vegetarismus mit Steak aus der Retorte ist glücklicherweise auch noch nicht realisiert.
Die von ihm aufgeworfenen Fragen:
Wie können Bauern ohne Einfalt überleben?
Wie können wir Kulturlandschaften erhalten?
Wie dürfen oder müssen Bauern in Zukunft arbeiten?
wurden zwar sehr wortgewaltig, aber für mich nicht endgültig beantwortet.
Die Zuhörer erfuhren viel über Bioland und seine Qualtätssicherungs-und Beratungssysteme und über die Unterschiede zwischen den Siegeln: EU Bio, Demeter und Bioland.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den beiden Referenten, Frau Schröter von der Verbraucherzentrale und Astrid Klug, MDB, moderiert von Martin Monzel von NanoBioNet erfuhren die Anwesenden noch einiges über Bio und konventionelle Lebensmittel, Schlachtviehtransporte, Eierproduktion und regionale Lebensmittelproduktion sowie über das Biosphärenreservat Bliesgau.
Das Fazit für mich ist, dass das Thema Ernährung, Lebensmittelproduktion und Klimaschutz nicht so einfach ist, wie es an diesem Abend teilweise dargestellt wurde. Es gibt viele Schrauben an denen gedreht werden kann und nur in dem jeder einzelne sich informiert und abwägt, kann im Großen etwas bewegt werden. Es ist und bleibt Fakt, dass die Mehrheit der Verbraucher nicht bereit sind für Lebensmittel einen fairen Preis zu bezahlen und das gilt nicht nur für die 3. sondern auch für die 1. Welt. Die Rolle unserer Bauern kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Die Preise die sie für ihre Produkte erzielen entsprechen in keinster Weise dem was einer Vergütung dieser für die Gemeinschaft erbrachten Leistung entspricht.
Nachfolgend noch nützliche Seiten wer sich ins Thema mehr einlesen möchte:
Berichterstattung: