Über die tiefe Verlassenheit und Glaubenskrise des Karsamstags habe ich auf dem online Angebot der Zeitschrift 30 Tage drei Meditationen von Papst Benedikt gefunden. Die Texte sind 1969 im Buch: „Meditationen zur Karwoche“ im Kyrios-Verlag, Freising erschienen.
Besonders angsprochen hat mich der 1. Text, der auch mehr als 40 Jahre später nichts von seiner Brisanz verloren hat, der im Gegenteil heute aktueller ist als damals.
„… Gott ist tot, und wir haben ihn getötet: Haben wir eigentlich bemerkt, daß dieser Satz fast wörtlich der Sprache der christlichen Überlieferung entnommen ist, daß wir oft genug in unseren Kreuzweggebeten schon Ähnliches gelallt haben, ohne den erschreckenden Ernst, die unheimliche Wirklichkeit des Gesagten zu gewahren? Wir haben ihn getötet, indem wir ihn ins Gehäuse veralteter Denkgewohnheiten einschlossen, indem wir ihn in eine Frömmigkeit verbannten, die wirklichkeitslos war und immer mehr zur devotionellen Phrase oder zur archäologischen Kostbarkeit wurde; wir haben ihn getötet durch die Zweideutigkeit unseres Lebens, die ihn selbst verdunkelte, denn was könnte Gott fragwürdiger machen in dieser Welt als die Fragwürdigkeit des Glaubens und der Liebe seiner Gläubigen?…“
aber:
Wir brauchen die Gottesfinsternis, wir brauchen das Schweigen Gottes, um wieder den Abgrund seiner Größe zu erfahren, den Abgrund unserer Nichtigkeit, der sich auftun würde, wenn er nicht wäre.
Die Meditation schließt mit den Worten:
Wach auf, laß die Dunkelheit des Karsamstags nicht endlos sein, laß einen Strahl von Ostern auch in unsere Tage fallen, geh mit uns, wenn wir hoffnungslos nach Emmaus wandern, daß unser Herz uns brennend werde von deiner Nähe. Der du Israels Wege verborgen geleitet hast, um endlich Mensch mit uns Menschen zu sein: Laß uns nicht im Dunkel, laß dein Wort in der Geschwätzigkeit dieser Tage nicht untergehen, Herr, hilf uns, denn ohne dich müßten wir zugrunde gehen. Amen.