Food Design – Lebensmittel vom Reißbrett

 

 

Im Blog von Markus Trapp habe ich die absolut sehenswerte Dokumentation Food Design gefunden. Der Beitrag von Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer, der jetzt auf arte gesendet wurde, ist zwar schon von 2009, aber die darin gezeigten Fakten sind hochaktuell.

Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet, wie die großen Lebensmittelkonzerne ihre Produkte kreieren, dann solltet ihr euch die Zeit nehmen und diesen Beitrag anschauen.

Danach wisst ihr nicht nur wie Pizza, Hamburger und Pommes entstanden sind und warum Fischstäbchen rechteckig sind, sondern auch, dass Produkte heute bei den Großkonzernen im ersten Schritt nicht mehr von Köchen und Konditoren ausgetüftelt werden, sondern erst mal am Computer gestylt werden.

Der Film zeigt eindrücklich, wie wir wirklich alle Sinne einsetzen, um Nahrungsmittel zu goutieren. Folgerichtig werden daher auch alle 5 Sinne in die Komposition neuer Lebensmittel einbezogen.

Da werden in Labors Soundeffekte für Chips und Knackgeräusche für Schokolade definiert, da wird mit der perfekten Farbgebung eine Qualität suggeriert, die das Produkt nicht unbedingt hat, und zum Schluss noch das Maximum an Konsistenzen in ein Produkt gepackt, da erst durch das richtige Mundgefühl ein Produkt perfekt wird.

Und warum das alles? Die Menschen gieren nach Abwechslung. 10.000 neue Lebensmittel kommen in Europa Jahr für Jahr auf den Markt, aber nur 1 von 20 hält sich länger als 2 Jahre. Kein Wunder also, dass die Nahrungsmittelindustrie schon im Vorfeld versucht, alle Parameter optimal zu gestalten. Dass ein solcher „Wahnsinn“ vom Mittelstand nicht betrieben werden kann, dürfte nach dem Anschauen des Film auch klar sein. 6 Monate dauert es um einen neuen Geschmack zu entwickeln, 2 Jahre braucht es für eine neue Form.

Nebenbei lernt man in dem Film noch allerlei philosophisches und geschichtliches rund um Mahlzeiten und Nahrungsaufnahme, wird mit Zahlen gefüttert und erfährt zum Schluss das Geheimnis eines erfolgreichen Nahrungsmittel, das nämlich der Mythos rund um unser Essen viel wichtiger ist als die reine Vernunft.

Wir wollen nämlich mit dem Essen auch unser Bedürfnis nach Mythen stillen. Den Mythos

  • von Gesundheit
  • von Schönheit
  • von Natur
  • dass ich dem Erzeuger faire Preise bezahle
  • dass ich zur Nachhaltigkeit beitrage und etliches mehr.

 

Bei mir bleibt nach all den Fakten und Mythen, dem Schlüsselloch gucken wie die Großen es machen, leider ein kleiner fader Beigeschmack. Schade, dass für einfache und ehrliche, regional erzeugte Lebensmittel, die in mittelständischen Familienbetrieben ohne riesige Labore und Forschungsgelder entwickelt und produziert werden, leider kein Geld mehr ausgegeben wird. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden….

Jetzt bin ich erst mal sehr gespannt, was ihr aus dem Film so alles mitnehmt.

 

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4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Es freut mich sehr, dass Du den Film auch so gut und interessant fandest. Für mich wiederum von Interesse: Dein Blick auf die Dokumentation (und das positive Resümee) von Dir als Fachfrau. Den faden Beigeschmack, dass kleinere, regional aktive Hersteller mit den großen Laboren der Lebensmittelindustrie nicht mithalten können, kann ich gut nachvollziehen. Werde das mit Interesse lesen, wenn Du darüber mal bei Gelegenheit weiter berichtest.

    • Die Schere klafft da weit auseinander, auf der eine Seite die großen Konzerne, auf der anderen Seite die ganz Kleinen mit ihren Nischen. Und dazwischen der traditionelle Mittelstand, dem die Puste ausgeht sich neu zu erfinden. Eine ganz bittere Geschichte.

  2. Den Eindruck, dass für natürliche, regionale Produkte kein Geld mehr ausgegeben wird, habe ich nicht, im Gegenteil. Regionales ist im Kommen.

    • Ja, regionales ist im Kommen, das stimmt schon. Dennoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass oft nicht genug hängen bleibt.

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