Halt mich – ein Liebeslied. Für mich hat es zur Zeit eine ganz andere Bedeutung.
Eigentlich überhöre ich die ganzen romantischen Zeilen und konzentriere mich nur auf die Zeilen:
Halt mich – bis ich schlafen kann
Komm, erzähl‘ mir was
Plauder‘ auf mich ein
Ich will mich an Dir satthör’n
Immer mit Dir sein
Betanke mich mit Leben
Laß mich in Deinem Arm
Halt mich – Nur ein bißchen
Bis ich schlafen kann
Eine Freundin von mir ist krank. Sehr krank. Und das Lied von Grönemeyer will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich würde sie so gerne mit Leben betanken. Ich würde sie so gerne halten, bis sie schlafen kann. Wie ein Kind, das krank ist. Für diese letzten Tage eine Mama für sie sein. Sie wiegen und ihr Schutz geben und nicht nach einer Stunde an ihrem Bett wieder gehen und sie dort lassen.
Und ich bin wütend, so furchtbar wütend. Würde gerne auf Wände einprügeln und Zäune niedertreten. Weil Krebs so ein Arschloch ist. Und weil die Medizin vorgaukelt, sie könnte das Leben verlängern und oft verlängert sie nur das Elend und den Schmerz. Und die Hilflosigkeit.
Ich wünsche allen Menschen, dass es jemand gibt, der sie hält, wenn sie von Schlafes Bruder abgeholt werden, und ich hoffe so sehr, und müsste es ja auch glauben, dass ein zutiefst gütiger und liebevoller Gott sie auf der anderen Seite abholt. Dieser Gott, an den sie so fest glaubt und mit dem sie auch hadert, wenn noch eine Prüfung kommt und noch eine und noch eine und noch eine.
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