2 Buchvorstellungen an einem Tag, das stand heute auf meinem Programm. Beide Buchvorstellungen waren sehr gelungen, in einem tollen Ambiente und mit einem liebevoll ausgesuchten Begleitprogramm.
Buchvorstellung eins: GK Chesterton: Die Paradoxe des Mr. Pond und andere Überspanntheiten
Im Museum Jean Lurcat, Eppelborn, wurde am 10. Museumsfest ein ganz besonderes Buch vorgestellt. Und wer Gilbert Keith Chesterton bisher ausschließlich wegen seiner Father Brown Geschichten kannte, der wurde schnell eines besseren belehrt über den englischen Schriftsteller. Interviewt von SR Moderator Joachim Meyer zeichneten Boris Greff und Dechant Matthias Marx das Bild eines nicht nur produktiven Schriftstellers, mit enormen Output dessen (bekanntes) Gesamtwerk 37 Bänden à 500 Seiten umfasst. Gefragt ob Chesterton denn heute noch aktuell ist, lobt Greff den funkelnden Witz und die intellektuelle Schärfe Chestertons. Er sei einer der ersten Mahner gegen den Faschismus gewesen und habe zu seiner Zeit schon gegen Umweltzerstörung und Raubtierkapitalismus geschrieben, kurz gesagt, Chesterton sei zeitlos.
1925 erschien sein dialogisches Hauptwerk: Der unsterbliche Mensch als Antwort auf die atheistischen Schriften von G.C. Wells. Neben diesem Werk schrieb er, quasi zum Broterwerb Kriminalnovellen, alleine 53 bekannte Father Brown Geschichten.
In dem heute vorstellten Buch wurden zwei Werke zusammengefasst: „Die Paradoxe Mr. Pond“ und „Geschichten vom überspannten Bogen“.
Auf dem Rückentext werden sie so beschrieben:
In den letzten Monaten seines Lebens veröffentlichte Gilbert Keith Chesterton monatlich eine Kriminalnovelle im „Storyteller“ – ihr Held ist ein seltsamer Regierungsbeamter namens Mr. Pond.
Die Sammlung dieser acht scharfsinnigen Geschichten „Die Paradoxe des Mr. Pond“ erschien erst ein Jahr nach Chestertons Tod. Es ist sein letzter literarischer Coup und wir wissen: nur in schlechten Detektivgeschichten ist die Lösung materieller Natur.
Ein Jahrzehnt zuvor erschienen die „Geschichten vom überspannten Bogen“ mit Helden, die in bizarre Abenteuer geraten; geschrieben mit diebischer Freude am Paradoxen, Märchenhaften und Surrealen, handelt doch jede Geschichte vom Umsetzen eines englischen Sprichworts in die Wirklichkeit – und Unmögliches wird möglich.
Gekonnt trugen beide Übersetzer Auszüge aus den Geschichten vor, und man kann nur staunen über die Kunst der Formulierungen, derer sich Chesterton bedient und der Art und Weise, wie tiefsinnige Botschaften, statt moralinsauer fröhlich, heiter und ganz und gar ungewöhnlich daherkommen.
Daher ist es auch kein Wunder, dass diese Neu-Übersetzung von Chesterton von „Die andere Bibliothek“ in einem wunderbaren Kunstband aufgelegt wurde.
Musikalisch gestaltet wurde die Buchvorstellung vom Quartett Komplementär, die mit ihren wundervollen Stimmen und einer gelungen Liedauswahl, die rund 70 Anwesenden in den Bann zogen.
Leider konnte ich nicht bis zum Ende bleiben, denn schon Wochen zuvor hatte ich eine Einladung zu einer anderen Buchvorstellung erhalten.
Buchvorstellung 2: Das Pestzeichen
Deana Zinßmeister lud zur Vorstellung ihres 7. Buches: Das Pestzeichen ins Salzbrunnenhaus nach Sulzbach ein. Und auch auf diese Buchvorstellung war ich mehr als gespannt. Nicht nur weil ich fast alle ihre bisherigen Romane verschlungen habe, sondern weil die Heldin von Deanas neuem Buch auf ihrer Schatzsuche Unterschlupf auch in Bachmichels Haus sucht. Wie es dazu kam, das unser Haus eine Rolle im Buchbekam, das ist mal wieder einer dieser berühmten Zufälle. Für Deana war klar, dass ihr 7. Buch ganz im Saarland spielen sollte und in der Vorbereitung auf das Buch kam sie mich besuchen. Angetan von dessen Geschichte und seiner Bewohner, wollte sie diese in ihrem Buch verarbeiten. Und natürlich war ich von dieser Idee total begeistert. Ich hatte nur eine Bitte, im Haus sollte im Roman nichts Schlimmes geschehen….
Und heute sollte das Buch also 150 interessierten Gästen vorgestellt werden. Und auch hier ist es eine Radio Moderatorin, die die Vorstellung übernimmt, Martina Straten, von Radio Salue. Im Interview mit ihr erzählt Deana Zinßmeister vom Schaffensprozess, wie sich mit Hilfe von Historikern auf ihren Themen vorbereitet, die Fakten nicht aus Wikipedia zieht, sondern aus der 7.000 Bände umfassenden Bibliothek des saarländischen Historikers Dr. Staerk, und den Stoff immer wieder mit Dr. Dillinger auf Plausibilität und Faktentreue überprüft.
Sehr geschickt waren die Häppchen ausgewählt, die dem geladenen Publikum von Deana Zinßmeister gekonnt vorgetragen wurden. Spannung aufbauend und dennoch nicht zu viel verratend. Und mein insgeheimer Wunsch, dass auch unser Haus in der Lesung eine Rolle spielen sollte, wurde erfüllt. Nun kann ich es gar nicht erwarten die Geschichte um das Bauermädchen Susanna zu ganz lesen. Aus der Beschreibung:
Die Flamme des Krieges ist erloschen – doch die Gefahr ist lange nicht vorbei …
Ende des Dreißigjährigen Krieges sind viele Landstriche im Reich menschenleer – so auch das Land an der Saar. Wer den Krieg überlebt hat, leidet Hunger oder fällt der Pest zum Opfer. Die Familie der jungen Susanna hat all dies überstanden – doch dann überfallen Fremde den Hof. Nur Susannas Vater überlebt schwer verletzt und vertraut seiner Tochter bevor er stirbt geheimnisvolle Schriften an, die zu einem Schatz führen sollen. Doch Susanna ist nicht die Einzige, die davon weiß: Ein Mann namens Jeremias ist versessen auf den Schatz und macht Jagd auf das Mädchen. Auf ihrer Flucht begegnet Susanna einem jungen Schweizer, der auf der Durchreise ist. Noch ahnt sie nicht, dass er der einzige ist, der ihr helfen kann, den Schatz zu finden. Und die Zeit drängt, denn nicht nur die Pest kommt näher, auch Jeremias ist ihr auf der Spur …
Sehr interessant war auch der 8-minütige Film einer jungen Mediengestalterin, die als Abschlussarbeit einen Film mit dem Titel: „Der Weg zum Erfolg“ drehte, der von der „Geburt“ und der Entwicklung der Schriftstellerin Deana Zinßmeister handelte.
Es ist eines, Bücher einer Autorin zu lesen und ein zweites sie selbst zu erleben. Bisher kannte ich Deana nur privat. Der souveräne Auftritt mit dem sie heute Abend ihre Arbeit und das daraus resultierende Werk präsentierte hat mir sehr gut gefallen.
Auch diese Buchvorstellung war musikalisch umrahmt. Hier durften wir Werke von Béla Bartok lauschen, dargebracht vom 10-jährigen Simon Schweitzer auf der Violine, begleitet von Uwe Brandt am Klavier.
Und zum guten Schluss der Klassiker: My Way, dargebracht von Barbara Mudrich (Gesang) und Christoph Mudrich (Klavier). Wenn man bedenkt, wie schwer der Weg zum 1. Buch war, 10 lange Jahre durchsetzt mit Zweifeln, dann passt dieses Lied wie kaum ein zweites.
Übrigens:: Beim Salzbrunnenfest am 16. September könnt ihr euch „Das Pestzeichen“ von Deana Zinßmeister persönlich signieren lassen.